29.08.2020
Gouverner c’est prévoir
Regieren heisst vorausschauen! Dies gilt nicht nur für unsere Regierung, sondern auch im Hinblick auf die eidgenössischen Abstimmungen vom 27. September 2020 für uns Walliserinnen und Walliser. Und diese Weisheit gilt insbesondere auch für den Entscheid über das Jagdgesetz. Voter c’est prévoir – Abstimmen heisst vorausschauen!
«Bin besonders betroffen, dass ein Walliser Nationalrat sich gegen dieses Jagdgesetz stellt»
Das eidgenössische Jagdgesetz hat das vordringliche Ziel, die Regulierung der Grossraubtiere in der Schweiz im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung so zu gestalten, dass die Kantone, Gemeinden und Betroffenen den zukünftigen Herausforderungen gewachsen sind. In der gesamten Diskussion um den Wolf geht vergessen, dass sich die Entwicklung der Wolfspopulation nicht durch Schutzmassnahmen der Menschen beeinflussen lässt. Wie uns die Wissenschaftler erklärt haben, werden wir mit einer Verdoppelung des Wolfsbestands in der Schweiz alle zwei bis drei Jahre rechnen müssen. Dieses Grossraubtier wird sich ohne Regulierung flächendeckend in der Schweiz ausbreiten und in wenigen Jahren werden wir einen Wolfsbestand in der Schweiz von 300 bis 500 Tieren haben. Die Konsequenz: zum einen eine massive Vergrösserung der Schäden in den bereits jetzt direkt betroffenen Bergkantonen und damit eine direkte Bedrohung der Berglandwirtschaft und zum anderen zunehmende Konflikte zwischen den Interessen eines dicht besiedelten Landes und auftretenden Wolfsrudeln in der gesamten Schweiz. Daher bin ich auch nicht der Meinung, dass es sich bei der Diskussion um die Grossraubtiere um einen Stadt-Land-Konflikt handelt, sondern wohl eher um das Missverständnis gewisser städtischer Bevölkerungsteile, dass dieses Problem sich auf die Bergkantone beschränken liesse!
Abstimmen heisst vorausschauen: Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Schweiz müssen sich bei dieser Abstimmung vor Augen halten, dass es ohne eine Regulierung in der Schweiz flächendeckend in allen Kantonen und bis in die Agglomerationen zu Konflikten zwischen dem Grossraubier und dem Menschen kommen wird. Und es ist einzig eine Frage der Zahl der Wolfsrudel, bis es auch zum ersten grösseren Unfall zwischen Mensch und Wolf kommen dürfte.
Die einfältige Sichtweise dieses Jagdgesetzes als Hilfe für die Bergkantone und die Berglandwirtschaft zu sehen, greift viel zu kurz. Ein Wolfsrudel macht weder halt vor Schafen, Ziegen, vor Kühen und Pferden, noch vor anderem Getier und schon gar nicht vor Kantonsgrenzen. Die Illusion der städtischen Bevölkerung, dass man dieses Problem Wolf den Bergkantonen in die Schuhe schieben kann und man davon selbst nicht betroffen wird, bleibt eine Illusion. Die ersten Umfragen lassen doch hoffen, dass auch die städtische Bevölkerung sich dieser Problematik bewusst ist und das Jagdgesetz um einiges besser unterwegs ist, als viele gedacht haben. Darum liegt es im Speziellen an uns Walliserinnen und Walliser, ein kräftiges Ja für dieses Jagdgesetz in die Urne zu legen. Wir sind ein Kanton, der direkt betroffen ist und der das Risiko einer unregulierten Ausbreitung der Grossraubtiere in der Schweiz als Erster erkennt.
Daher bin ich auch besonders betroffen, dass ein Walliser Nationalrat sich gegen dieses Jagdgesetz stellt und in einer Kolumne im «Walliser Boten» den mangelnden Schutz von Vögeln und Enten ins Feld führt, um das Jagdgesetz abzulehnen.
Hierzu nur so viel: Das Jagdgesetz war in den gesamten Beratungen im Bereich des Schutzes von Tierarten wie Vögel und Enten völlig unbestritten. Das neue Jagdgesetz setzt neu zwölf Entenarten unter Schutz und schützt, abgesehen vom Grossraubtier Wolf, alle Wildtierarten in der Schweiz besser, als das bisherige Jagdgesetz. Ich habe auch in meiner ganzen Beratung des Jagdgesetzes, die im Ständerat begann, nicht einen einzigen Antrag von grüner Seite gesehen, der einen grösseren Schutz z. B. von Vögeln und Entenarten gefordert hätte.
Nun einen Monat vor der Abstimmung dies den Walliserinnen und Wallisern vorgaukeln zu wollen, ist unredlich und vor allem unverantwortlich gegenüber unserer Bevölkerung.
In diesem Sinne: Voter c’est prévoir – ein klares und überzeugendes Ja für das Jagdgesetz.
Leitartikel von Beat Rieder
Veröffentlicht im Walliser Boten 29.08.2020
Kontakt
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ohne Grossraubtiere Wolf, Bär und Luchs.»
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Verein
Lebensraum Wallis ohne Grossraubtiere
3931 Lalden
Wallis / Schweiz
E-Mail:
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